Stellungnahme der GEPS zu Honig und Ahornsirup (beschlossen durch das Präsidium am 27.06.2009 in Münster) Stimmen aus der Wissenschaft
Kein Honig und Ahornsirup für Babys !
Honig ist ein beliebtes Nahrungsmittel, vor allem bei Anhängern von Natur- und Biokost. Doch bei Säuglingen birgt der gelbe Stoff auch eine seltene, aber lebensbedrohende Gefahr: Naturhonig kann Sporen des Clostridium botulinum enthalten. Der Säuglings-botulismus tritt meistens bei Kindern zwischen dem 2. und 5. Lebensmonat auf und ist eine Folge der Aufnahme von Sporen des Bakteriums Clostridium botulinum mit anschließender Vermehrung im Magen-Darm-Trakt und Bildung des gefährlichen Giftes.
Zu Beginn steht in 2/3 der Fälle die Verstopfung im Vordergrund, dann folgen Lähmungen der Muskelnerven, die bei den Hirnnerven beginnen, dann weiter die peripheren Nerven und die Atemmuskulatur befallen. Charakteristischerweise sind die betroffenen Kinder vor Beginn der Erkrankung völlig normal gewesen. Aufgrund des schleichenden Beginns kommt oft eine Medikamentengabe gegen das Gift der Bakterien zu spät. Säuglinge sind stärker von Botulismus gefährdet als Erwachsene. Die Clostridium-Sporen haben im Erwachsenendarm keine Chance auszukeimen. Anders verhält es sich mit der Darmflora des Säuglings. Dort können die Sporen auskeimen und im Darm Gifte bilden. Die freiwerdenden Gifte gehen in den Körper des Kindes über, binden sich an die Nervenenden und verhindern die Übertragung der Nervenerregung auf die Muskeln. Im schlimmsten Fall kommt es dann zur lebensbedrohenden Atemlähmung. Dieser häufig dramatische und ohne intensivmedizinische Betreuung tödliche Krankheitsverlauf rechtfertigt präventive Maßnahmen – trotz geringer Fallzahlen. Allerdings dürften einige Fälle auch unerkannt bleiben. Experten vermuten, dass sich hinter dem einen oder anderen Fall von Plötzlichem Kindstod in Wahrheit ein Säuglingsbotulismus als Ursache verbirgt.
Weshalb in den USA zehnmal mehr Fälle erfasst werden als in Europa (ca. 60-85 Neuerkrankungen im Säuglingsalter pro Jahr), liegt möglicherweise an der größeren Beachtung, die diese Krankheit in den Staaten genießt. In Deutschland sind in den vergangenen Jahren nur Einzelfälle bekannt geworden, doch die letzten konnten alle in Zusammenhang mit Honig gebracht werden. Das Meiden von Honig in jeglicher Form – auch in Backwaren, Säften oder als Fenchelhonig – in den ersten zwölf Lebensmonaten ist deshalb eine einfache Vorbeugungsmaßnahme.
Frau Dr. Bunke kategorisch: „Honig im Säuglingsalter ist ein entbehrliches Nahrungsmittel.“ Das Thema Säuglingsernährung ist allerdings ein äußerst ideologisch besetztes. Honig als Zuckerersatz ist vor allem in alternativen Kreisen beliebt. Dabei wird vergessen, dass es sich bei Honig, obwohl er bakterienabtötende Eigenschaften aufweist, letztlich um ein tierisches Lebensmittel handelt, das Säuglingen nicht gefüttert werden sollte. Insbesondere der alte „Trick“, bei Stillschwierigkeiten dem Kind die Brustwarze durch das Bestreichen mit reinem Bienenhonig schmackhaft zu machen, ist eine vermeidbare Gefährdung. In Kanada wird seit langem auch gegen Ahornsirup aus den gleichen Gründen gewarnt. Leider kann man sich bislang von offizieller Seite zu keiner Warnung entschließen, da „Ahornsirup in Deutschland ein alternatives Lebensmittel ist und man keine Panikmache erzeugen möchte“.
Fazit: Auch wenn der Säuglingsbotulismus selten ist, sollte man bei Babys in den ersten zwölf – besser noch 24 Monaten – keinen Honig, Lebensmittel mit Honig oder Ahornsirup geben!
Nach einem Artikel aus Pädiatrie 11/98 , Dr. med. B. Rosenstibl Quelle: Robert-Koch-Institut „Epidemiologisches Bulletin“ 37/98 Münster, 27.06.2009 Verfasserin/Autorin: Hildegard Jorch Präsidentin der GEPS-Deutschland e.V.