Was wurde aus „knallbunt und konserviert“?

Wie sich unser Essverhalten über Generationen verändert hat
oder Gesund essen- eine Generationenfrage?!

Gesunde Ernährung wird uns mit in die Wiege gelegt oder auch nicht. So wie es unsere Eltern kennen gelernt und gelernt haben, geben sie es an uns weiter. Ihre Lebenserfahrungen, auch zum Thema Ernährung. Kann sich nun ein Kind, das ausgewogene Ernährung kennen lernt, glücklicher schätzen als eins, dem mit Fertigprodukten ein fragwürdiger Grundstein in Sachen Ernährung gelegt wird?
So einfach würde ich es nicht darstellen und dennoch ist das, was wir vorgelebt bekommen, oft ausschlaggebend dafür, wie wir uns weiter entwickeln. In die eine oder andere Richtung.

Dass es auch beim Thema Ernährung zu Konflikten zwischen den einzelnen Generationen kommt, haben die meisten von uns schon erlebt:

Wie oft wird diskutiert, dass die Großeltern den Enkeln etwas zu essen geben, mit dem die Eltern gar nicht einverstanden sind; dass die ältere Generation das Essen der Jüngeren als „zu gesund” beurteilt, zu wenig gesalzen, zu exotisch; dass die Jüngeren „plötzlich” weniger oder gar kein Fleisch mehr essen, dafür mehr Gemüse und/oder Getreide?

Ihr findet euch bestimmt in der einen oder anderen Situation wieder.

Völlig wertfrei lässt sich feststellen, dass sich die Ernährung im Laufe der Zeit, mit dem Wandel der Generationen, immer wieder geändert hat:

Die heutigen Großeltern sind nicht selten in den Kriegs- oder Nachkriegsjahren geboren. Wenige hatten das Glück, auf dem Bauernhof groß zu werden und genug zu essen zu haben, viele waren von CARE-Paketen abhängig und mussten sich selbst kleinste Mengen mit der ganzen Familie teilen. Es ist nachvollziehbar, dass sich das Erlebte auf die spätere eigene Familienernährung ausgewirkt hat.

Die Kinder sollten es besser haben, nie Hunger erleiden. Das war und ist die Generation der Vorrats-Einkäufer; die Keller oder Vorratsschränke, oft auch die Tiefkühltruhen oder -schränke sind gut gefüllt. Ohne Einkauf wäre es spielend möglich, für mehrere Wochen in solchen Haushalten zu leben (frische Lebensmittel natürlich ausgenommen).

Meine Eltern gehören auch zu dieser Generation und ich erinnere mich zudem noch an rauschende Feste mit üppigen Buffets mit reichlich Fleisch und unzähligen Salaten, Suppen und Vorspeisen. Eine wichtige Frage war und ist an Familienfesten, was serviert wird.

Wir Kinder erfuhren trotz der gelebten Üppigkeit in Küche und Keller eine recht ausgewogene Ernährung. Die „Öko-Phase” der 80er erfasste uns auch. Statt Tiefkühlpizza und Ravioli aus der Dose lernten wir Grünkernküchle und Vollkornnudeln kennen – und ablehnen. Ja, ihr lest richtig. In die Milch gab es ein reichhaltiges Malzpulver statt bekanntes Kakaopulver.

Trotzdem waren auch bei uns Konservierungs- und Farbstoffe sowie Geschmacksverstärker ein großer Bestandteil von dem, was wir konsumierten. Alleine die Süßigkeiten, die wir kaufen konnten, waren knallbunt und zuckersüß und für unsere Zungen – lecker.

Was wurde aus dieser Generation „knallbunt und konserviert”?

Die einen leben so weiter wie in den 80ern und 90ern üblich. Fix-Produkte sind nach wie vor beliebt und auch die Tiefkühlpizza ist ein fester Bestandteil des Speiseplans.

Die anderen sind in ein anderes Extrem gefallen, essen alles frisch, vollwertig und wenig bearbeitet, kaufen ausschließlich Bio-Produkte und lehnen Convenience- oder Fertigprodukte kategorisch ab.

Es kann sich jeder denken, dass diese beiden Extreme auf einer Party mit einem Buffet keine Rezepte austauschen werden.

Und dann gibt es noch die entspannten Vollwert-Köche und -Esser: die, die auch schonmal eine TK-Pizza oder andere Fertigprodukte in den Ofen schieben, nicht immer nur Bio kaufen, aber sich dennoch meist gesund und ausgewogen ernähren.

Das ist in meinen Augen der beste Weg, wirklich entspannt in Sachen Ernährung zu sein. Der Weg, den ich sowohl in meiner Familie (vor-)lebe, als auch meinen Klienten empfehle. Ein Weg ohne schlechtes Gewissen und hohem Genießerfaktor.

Denn Essen ist Genuss und Ernährung keine Doktrin.

Mein Idealbild ist also, aus der Generation „knallbunt und konserviert” eine Generation „entspannt und vollwertig” zu machen. Unseren Kindern leben wir es vor und sind gespannt, was aus ihnen einmal wird.

Ernährungsumstellung – wann ist der richtige Zeitpunkt?

Aufgrund meiner eigenen Geschichte habe ich schon vor einiger Zeit damit begonnen. Mein Studium 2009/2010 hat mich natürlich auch stark beeinflusst und tut es noch.

Viele meiner Klienten haben mit Beginn einer Schwangerschaft oder spätestens mit Beginn der Familienkost ihres Nachwuchses „auf gesund“ umgestellt, was in meinen Augen ein sehr guter und der „späteste“ Zeitpunkt sein sollte.

Wer keine Kinder hat, bleibt trotzdem nicht außen vor. Im Laufe des Lebens durchlaufen wir immer wieder verschiedene Phasen. Eine davon ist von einer Bewusstseinsfindung geprägt, die uns aufhorchen lässt, uns aufmerksamer uns und unserem Körper gegenüber sein lässt. Wann das geschieht, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wichtig ist nur, davor die Augen nicht zu verschließen.

Wie so eine Umstellung aussehen kann?

Unsere Familienernährung ist angelehnt an die 10 Regeln der DGE (Deutschen Gesellschaft für Ernährung) und wir fahren sehr gut damit.

Hier unsere modifizierten „Regeln“

  1. Die Lebensmittelvielfalt genießen, saisonal und regional
    Wir kochen nährstoffreich und mit reichlich Getreide, Gemüse und Hülsenfrüchten
  1. Reichlich Getreideprodukte und Kartoffeln
    Ballaststoffreich sind unsere Gerichte, auch die Fleischgerichte, die wir anreichern (Bsp. Frikadellen mit extra Getreide oder Bolognese mit extra Getreide oder Hülsenfrüchten). Vollkornprodukte werden bevorzugt, mit Ausnahme beim Reis wegen der Schadstoffbelastung (hier greifen wir zu Parboiled Reis, verzehren ihn aber nie pur).
  1. „Nimm 5 am Tag“ von Obst und Gemüse
    Zu jeder kalten Mahlzeit gibt es Obst oder Rohkost, zu jeder warmen mindestens eine Gemüsekomponente.
  1. Täglich Milch- und Milchprodukte, Fisch ein- bis zweimal in der Woche, Fleisch, Wurstwaren und Eier in Maßen
    Joghurt und Quark stehen hier für alle täglich auf dem Speiseplan, für die Kinder Joghurt, für die Erwachsenen (wegen Gewichtsreduktion) verstärkt der eiweißreiche Quark.
  1. Wenig Fett und fettreiche Lebensmittel
    Wir kochen fettarm, sehr sparsam auch beim Bratfett. Fettreiche Lebensmittel (Bsp. Pommes Frites) sind die Ausnahme.
  1. Zucker und Salz in Maßen
    Beim Backen ist der (raffinierte) Zucker in der Regel mind. um die Hälfte reduziert (im Vergleich zu herkömmlichen Rezepten), oder durch Obst (Bananen, Fruchtmus) ersetzt. Getreidebreie oder Cerealien genießen wir pur oder nur leicht gesüßt.

Salz verwenden wir hauptsächlich zum Brotbacken, sonst ist unser Verbrauch verschwindend gering, um den Eigengeschmack der Zutaten nicht zu überdecken. Wir würzen besser und schmackhafter mit Kräutern und salzfreien Gewürzen.

  1. Reichlich Flüssigkeit
    1,5 – 2,5 L am Tag für einen Erwachsenen, bei den Kindern je nach Körpergewicht.
  1. Schonend zubereiten
    Für viele Gerichte bevorzugen wir das Garen im Dampfkochtopf. Alternativ wird in der Pfanne angebraten und dann mit Deckel gedünstet.
  1. Sich Zeit nehmen und genießen
    Familienmahl-Zeiten werden bei uns groß geschrieben. Mindestens einmal am Tag sitzen wir alle zusammen am Tisch und genießen gemeinsam.

Wenn ich alleine frühstücke, verzichte ich auf die Zeitung oder das Smartphone.

  1. Auf das Gewicht achten und in Bewegung bleiben
    Für uns Erwachsene ist sowohl der BMI (Body Mass Index) als auch der Waist-Hip-Ratio (Taillen-Hüft-Quotient) ein Indikator zur Ermittlung des Zielgewichtes. Schwangerschaften und lange Arbeitszeiten, verbunden mit wenig Zeit und Antrieb zur Extra Bewegung, haben die Pfunde steigen lassen. Mit einer vollwertigen und eiweißbetonten Ernährung haben wir den überflüssigen Pfunden den Kampf angesagt und sind auch schon erfolgreich.

Mehr Bewegung geht immer! Hier ist es der innere Schweinehund, der besiegt werden will. Wir freuen uns auf den wärmeren Frühling, um ihn verstärkt nach draußen zu jagen!

Wer die 10 Regeln der DGE genauer nachlesen möchte:
10 Regeln der DGE

Wenn ihr Unterstützung bei der Ernährungsumstellung braucht oder Fragen dazu habt, könnt ihr mich gern über einen Kommentar hier oder über meine Homepage kontaktieren. Hier der Link zu meinem Angebot: Angebote Iss dich gesund

Wie eine Ernährungumstellung erfolgt, also welchen Weg man für sich einschlägt, ist individuell. Wichtig, ist, dass man auch ankommt.

In diesem Sinne: Iss dich gesund

 

Ein Ratgeber „Ab wann darf mein Kind…“

Ab wann darf mein Kind was essen?

fragen sich viele junge Eltern, deren neugierige Kinder Essen mit allen Sinnen erfahren und kennen lernen wollen.

Hier ein Ratgeber, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, aber eine Hilfe für euch Mamis und Papis sein soll:

Zum direkten Download AbWannDarfMeinKind_Auflage2